Montag, 14. November 2011

Arbeitsalltag

Bisher habe ich das Projekt nur vage beschrieben, von daher an dieser Stelle ein detaillierterer Einblick in meinen Tagesablauf:
Nach dem Aufstehen gehe ich erstmal Joggen. Danach wird geduscht, gefrühstückt und gegen acht Uhr (die Uhrzeit variiert) kommt ein Transporter, der uns und noch einige andere Kinder und Mitarbeiter abholt und ins Centre fährt. Um 8.30 h geht dort der Tag für uns los. Anna geht dann zusammen mit Lea in den Kindergarten (Lea war vor zwei Jahren Freiwillige bei Kids Haven, sie hat den theoretischen Teil ihrer Ausbildung als Erzieherin in Deutschland absolviert und macht nun den praktischen Teil in Südafrika, insgesamt ein halbes Jahr).

Kindergartenkinder beim Mittagessen

Bene, Laura und ich gehen in die bridging school. Jeder von uns hat zwei Kinder, mit denen er/sie Unterricht macht. Ich arbeite mit Sello und Sanele (12 und 13).

Sanele (links) und Sello (rechts), im Hintergrund Bene mit seinen Schülern

Die Schüler von Laura und Bene sind, was die Grundlagen angeht, schon deutlich weiter als meine, die Gestaltungsmöglichkeiten dementsprechend größer. Da Sello und Sanele noch extreme Schwierigkeiten mit dem Lesen haben, betrachte ich dies als meine Hauptaufgabe. Auch Mathe ist nicht leicht, ich versuche, beiden das Zahlensystem näherzubringen. Beide nutzen in zu großem Maße ihre Finger oder Striche auf einem Schmierblatt, um zu rechnen. Das wird spätestens bei Aufgaben wie „40 + 50“ zum Verhängnis. Langsam bringe ich ihnen aber das Prinzip der Einer, Zehner und Hunderter bei. Bei allem muss ich immer beachten, dass das, was ich für selbstverständlich halte, nicht Selbstverständlich ist.
Sanele wird nach den Sommerferien wieder auf eine staatliche Schule gehen, in die 5. Klasse. Sein Wissen entspricht höchstens dem eines Zweitklässlers, ich will ihm bis dahin also zumindest einige Grundlagen vermitteln. Er ist zwar nicht wirklich schnell, aber halbwegs lernwillig und ruhig. Anders als Sello. Er hat zwar bessere Grundlagen und könnte relativ schnell lernen, ist jedoch sehr anstrengend, malt lieber in seinem Buch rum und hört schlecht zu. Er kann (verglichen mit Sanele) schon recht gut lesen, wenn aber ein Wort unbekannt ist, liest er die ersten Buchstaben und rät dann den Rest, entweder er kann es auf Anhieb, oder er hat keine Lust. Ob er nach den Ferien auf eine Schule kommt, weiß ich nocht nicht, ich halte es bei seinem Verhalten allerdings für unwahrscheinlich.
Der Unterricht geht ca. bis 10.30 Uhr, dann ist „tea time“ (dann gibt es im Essensraum für jeden ein Glas Saft und noch ein Toastbrot). Für mich hört der Unterrichtstag bisher damit auf, ich werde aber ab nächster Woche noch eine weitere Stunde (von 11 bis 12 Uhr) mit Sello und Sanele machen, ich möchte irgendetwas in die Richtung „Sachkunde“ vorbereiten, also über Tiere, Pflanzen und Geografie unterrichten. Das möchte ich lockerer Gestalten, als Ausgleich zum Mathe- und Englischunterricht.

Nach 10.30 h haben wir Freiwilligen Pause, wir können dann entweder Unterricht vorbereiten oder in den Kindergarten gehen und mit den Kindern spielen (die natürlich immer sehr begeistert sind, wenn jemand spielwilliges hinzukommt). Ansonsten kann man die Zeit auch nutzen, um einkaufen zu gehen oder Emails zu schreiben.
Um 13.30 h gibt es Mittagessen.

Mittagessen im Centre

Zwei Mal die Woche bleiben Anna und ich im Centre, da wir von 16.00 bis 17.00 h mit ca. 20 Kindern und Jugendlichen (die Gruppengröße variiert ständig) Kampfsporttraining. Das Training macht mir wirklich Spaß, vor allem, weil es von Stunde zu Stunde besser wird. Die Gruppe ist von Mal zu Mal größer geworden, auch an die Zeiten haben sich die Kinder langsam gewöhnt, auch wenn es noch nicht reibungslos läuft. Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, spielt Zeit in Südafrika eine, gelinde gesagt, untergeordnete Rolle. Übersetzt heißt das für Anna und mich, dass wir um vier durch das Centre laufen und daran erinnern, dass das Training nun beginnt. Aber wenn dann mal alle da sind, geht es gut. Wir verlangen viel Disziplin von den Jugendlichen, je schweißtreibender wir das Training gestalten, desto ruhiger läuft es ab. Ich habe den Eindruck, dass man über den Sport teilweise viel besser an die Kinder bzw. Jugendlichen herankommt.

Der Kampfsportunterricht ist zweigeteilt:

während ich Taekwondo mache...

...macht Anna Muy Thai (Kickboxen)

Ansonsten fahren wir meist direkt nach dem Mittagessen ins Village zurück. Dort sind dann eigentlich alle Kinder draußen, wir beschäftigen uns dann mit ihnen (Entweder wir spielen oder wir unterhalten uns mit ihnen). Das geht dann so bis zum Abendessen. Jedes Haus ist gemeinsam Abendbrot, meistens gibt es das gleiche Essen wie im Centre. In meinem Haus, Sugarbush, wird um 18.30 h Abendbrot gegessen. Während des Essens wird nicht geredet, danach wird meistens diskutiert, wenn z.B. wieder irgendjemand etwas aus dem Gemeinschaftskühlschrank gestohlen hat. Das ist bei uns recht oft passiert, insofern sind die „Luxusgüter“ (Fleischwurst, Käse, Eier) für unser Haus seit einigen Wochen gestrichen, bis sich die Kinder entschuldigt haben. Ansonsten wird das Abendessen dadurch beendet, dass jeder noch kurz etwas über seinen Tag sagt.

Gemeinsames Essen im Haus Sugarbush

Abends wird Fernsehen geguckt, wir Freiwilligen gucken dann entweder einen Film auf Lauras Laptop, oder wir lesen, spielen ein Spiel, ansonsten gehen wir ins Bett. Wir gehen hier generell früh schlafen, sehr selten nach 23.00 h. 

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Eindrücke der vergangenen 6 Wochen

Ich wollte an dieser Stelle mal unsortiert einige Eindrücke von Südafrika, die ich in den letzten 6 Wochen gesammelt habe, wiedergeben. Das bezieht sich jetzt nicht auf das Projekt, sondern generell auf Südafrika.
Der Kulturschock war für mich nicht so krass wie erwartet. Die ersten Tage waren natürlich ungewohnt und voll von Neuem, aber ein Alltagsgefühl hat sich bei mir recht schnell eingestellt. Ich fange mal mit dem Thema „südafrikanische Mentalilät“ an: Das Wort „chillen“ trifft hier recht gut zu. Man hat einfach Zeit. Deswegen sind Uhrzeiten hier auch nicht wirklich aussagekräftig, wenn man sich um 12 Uhr verabredet, trifft man sich bestefalls um 1. Ich musste sehr lachen, als ich hier zum ersten Mal das Wort „now-now“ gehört habe. Da hier allen bewusst ist, „dass das Wort „now“ auch heißen kann, „in einer halben Stunde“, gibt es eben now-now, also „wirklich JETZT“.
Ansonsten sind die meisten Menschen hier sehr freundlich und offen, man kann eigentlich mit jedem, den man so trifft, einfach ein Gespräch anfangen. Sobald man jemanden mehr als 2 Sekunden in die Augen blickt, grüßt man sich mit „how are you?“ bzw. „gunjani?“ (Zulu). Das ist anfangs ungewohnt, gerade wenn man aus Deutschland kommt, aber ich nehme es als sehr positiv war.
Südafrika ist multikulturell, Schwarze bilden die größte Bevölkerungsgruppe, danach kommen Inder. Stark unterschieden wird zwischen Weißen und Afrikaans-sprechenden. Die Multikulturalität ist natürlich bereichernd, aber auch problematisch, da die Bevölkerungsgruppen oft mehr oder weniger für sich leben und es untereinander einige Vorurteile und Konflikte gibt.
Ansonsten mal zum Straßenbild: Auffällig sind die Straßenverkäufer, die an jeder Ecke sitzen und eigentlich alles dasselbe verkaufen: Man kriegt dort südafrikanisches finger-food, komische stark gewürzte Maisflips oder so, ansonsten fat cakes (frittierter Teig, billig und sättigend), Obst und Gemüse und Zigaretten. Es gibt aber natürlich auch Händler mit anderen Waren, oben genanntes findet man aber so ziemlich überall. Die Straßen sind hier ziemlich dreckig, ich glaube die Mülleimer stehen hier eher Alibi-mäßig rum, da man seinen Müll eigentlich irgendwo hinwirft.
Der Verkehr hier ist ein Abenteuer. Das Straßenbild ist geprägt von den Minibussen, dem öffentlichen Verkehrssystem Südafrikas. Minibusse bieten Platz für ca. 12 Personen und fahren nach einem für Deutsche undurchsichtigem System kreuz und quer durch die Stadt. Man muss sich sehr gut auskennen, um wirklich durchzublicken. Per Handzeichen hält man einen solchen Bus an und kann mitfahren. Man zahlt grundsätzlich 10 Rand, also ca. 1 Euro pro Fahrt, egal wie lange man fährt. Die Taxis sind der Grund für das ständige, nervtötende Gehupe, das man die ganze Zeit hört, es dient als Zeichen, dass noch Platz im Auto ist. Die Minibusse sind die Hauptursache für die vielen Unfälle hier, da die meisten Fahrer ziemlich unvorsichtig fahren (sie wechseln manchmal ohne zu blinken die Spur...). Es gibt hier sehr viele Polizeikontrollen, da viel ohne Führerschein oder mit verkehrsuntauglichen Autos gefahren wird. Es gibt hier sehr viele Verkehrstote und bei den Unfällen sind meist die Minibusse im Spiel.
In Benoni fühle ich mich sehr wohl. Anders als ich in Deutschland dachte, kann ich mich hier sehr frei bewegen, alleine durch die Stadt laufen etc. Es gibt hier zwar nur wenige Weiße, aber man wird nicht komisch angeschaut oder so. Das ist schon anders in Daveyton, einem zu Benoni gehörenden Township. Dort war ich nun schon zwei Mal, beim ersten Mal war es schon eine krasse Erfahrung, ich kannte Wellblechhütten ja nur von Bildern. Hier guckten uns alle an, die meisten haben sich aber sehr gefreut, es kommen selten Weiße in ein Township.
Auch in Johannesburg war ich nun schon einige Male. Die Stadt gefällt mir sehr, sie hat ihren eigenen Flair. Die Stadt entstand ja während des Goldrauschs in Südafrika, daher ist sie sozusagen über Nacht gebaut worden, was man an der nicht gerade schönen Architektur sieht. Aber mir gefällt das Rauhe sehr und bei Nacht von der Stadtautobahn aus die Skyline zu sehen, ist immer wieder faszinierend. 

Freitag, 14. Oktober 2011

Urlaub in Botswana und Simbabwe

Am Montag, den 10.10., sind wir vier Freiwilligen (Anna, Laura, Benedikt und ich) spätabends von unseren 12 Tagen Urlaub zurückgekommen. Geplant wurde vorher nicht viel, wir hatten eine ungefähre Reiseroute, nämlich quer durch Botswana mit einem Abstecher nach Simbabwe, um die Victoria Falls zu besichtigen. So ging es dann im vollgeladenen Golf auf nach Gaborone. Das Passieren der Grenze war kein Problem, auf der botswanischen Seite begann sich dann die Umgebung allmählich zu ändern. Die Landschaften sahen ausgedehnter  aus, alles war ländlicher. Und Autos waren nicht länger die einzigen Verkehrsteilnehmer, Eselkarren, Kuh- und Ziegenherden prägten das Straßenbild.

Wer hat hier Vorfahrt?
Kurz vor Gaborone checkten wir dann, nach vielem hin und her, in einem Naturreservat mit Campsite ein. Den Hinweis, dass unser Golf für die Straßen ungeeignet sei, erhielten wir zu spät. Die Straßen waren für Wägen mit Allradantrieb ausgelegt. Trotzdem war es sehr schön im Reservat, wir sahen Zebras, Giraffen, Antilopen, Affen etc.



Die Campsite war auch mitten in der Natur, nicht großartig abgegrenzt vom restlichen Reservat. Das zeigte sich dann besonders am nächsten Morgen, als ich aufwachte, weil in Pavian auf unser Zelt sprang.

Geweihe eignen sich auch als Kochutensilien
Weiter ging es dann in Richtung Victoria Falls. Geplant war eigentlich eine Route durch Simbabwe, allerdings rieten uns einige Polizisten (in ganz Botswana scheint die Maul- und Klauenseuche sehr verbreitet, von daher kommt man ständig in Polizeikontrollen), mit denen wir uns zufällig unterhielten, drigend davon ab. Der ganze Staat Simbabwe sie „completely fucked-up“, alles sei korrupt bis ins Mark, und als Weißer würde man von der Polizei quasi ausgeraubt. Ähnliches erfuhren wir später auch von anderen Leuten. So fuhren wir dann auf botswanischer Seite. Wir schafften es nicht mehr, eine Stadt mit Campsite zu erreichen, mussten uns also etwas anderes zum Zelten suchen. So fuhren wir dann von der Straße ab, als wir einen kleinen Hof sahen, um die Besitzer zu fragen, ob wir dort übernachten können. Dort lebten nur zwei alte Frauen, die kein Englisch sprachen und drei in irgendeiner Weise mit ihnen verwandte Kinder, die zur Schule gingen und Übersetzer für uns spielten. Der Hof bestand aus einer umzäuten Hütte, einem Feuerplatz und einem Schlafplatz für die Kinder, die draußen schliefen, die Hütte war nämlich nur für die Frauen. Ringsherum liefen Ziegen, Hunde, Hühner und ein Esel. Elektrizität gab es nicht und das Wasser wurde vom Brunnen geholt. Wir kochten dann auf unserem Campingkocher Reis mit Dosencurry für uns alle, außerdem wurden meine Zigartten mit sehr viel Freude aufgenommen. Es wirkte alles ein wenig surreal, war aber schön. 



Am nächsten Tag ging es weiter zu den Vic Falls. Die Strecke dahin war schon toll, fast kein Auto zu sehen, dafür aber immer mal wieder ein Elefant oder ein Strauß.

Dieses Verkehrszeichen...

...bewahrheitete sich noch!
 Die Simbabwische Grenze war schon anstrengender, aber auch kein größeres Problem. Wir mussten jeder 30 US-Dollar für unser Visum zahlen, auch für das Auto eine recht teure Versicherung, die sich zum großen Teil aus irgendeiner „Umwelt-Schutz-Steuer“ bestand, reine Abzocke.

Sehr einladend
typisch für Simbabwe: die Meerkätzchen (verantwortlich für viele Taschendiebstähle)
Der Ort Victoria Falls war sehr touristisch geprägt und dementsprechend auch sehr teuer. Wir checkten dann in einem Backpacker ein, um dann am nächsten Morgen die Victoria Falls zu sehen. Es war wirklich beeindruckend, die Wassermassen in die Tiefe stürzen zu sehen und zu wissen, dass dies schon seit Jahrtausenden Tag für Tag, Sekunde für Sekunde passierte. Außerdem war die angrenzende Natur vom spritzenden Wasser geprägt, es sah teilweise aus wie im Urwald. Es war wirklich sehr schön, außerdem war man sehr frei, was die Distanz zu den Felsen anging, es gab nämlich einen sogenannten „danger point“, an dem es keine Begrenzung gab, man stand also direkt an der Schlucht. So etwas wäre in Deutschland undenkbar gewesen.






Abends unterhielten wir uns dann mit einigen Leuten im Backpacker. Wir unterhielten uns mit einigen darüber, wie denn die politische Situation im Land sei und ob eine Revulotion wie in Nordafrika denn ausgeschlossen sei. Die meisten waren dieser Meinung, wirklich geregelten Widerstand gegen das Regime Mugabes gebe es auch nicht. Außerdem wisse keiner, was nach Mugabe passieren solle. Ein Ranger, den wir später in Maun kennenlernten, war optimistischer und meinte, nach dem Tod Mugabes würde alles recht schnell gehen, die Generäle würden fliehen, es würde einige Monate heftigsten Bürgerkrieg geben, dann würde sich aber ein besseres System etablieren. Der Weg zur Demokratie sei aber noch ein weiter. Außerdem lernten wir ein junges Pärchen aus der Schweiz kennen, das vor 8 Monaten mit ihrem Land Rover den Landweg nach Afrika angetreten sind und von Land zu Land fahren. Sehr interessante Leute, mit denen wir uns über den Unterschied der afrikanischen und der europäischen bzw. westlichen Mentalität unterhielten.
Nach diesem Trip ging es dann wieder nach Botswana. Auch diesmal eine kaum befahrene, fast nur geradeaus führende Straße, die ich dann für meine erste inoffizielle Fahrstunde nutzte. Und wer sonst kann schon von sich behaupten, beim ersten Mal Autofahren seien ihm Zebras, Giraffen, Strauße und Ziegen über die Straße gelaufen?

typische Straße in Botswana
In Botswana besichtigten wir zuerst die Salzwüste, dann wollten wir weiter zum Okanvango Delta. Das ganze verzögerte sich um einen Tag, da es beim mieten des Autos mit Allradantrieb Probleme gab, da die zuständige Frau nicht wirklich kompetent war. Am nächsten Tag ging es dann wirklich ins Delta und es war unglaublich schön, wir sahen sehr viele Tiere. Besonders beeindrucken waren die Hippos in ihrem Wasserloch, eine Horde Elefanten und die zwei Geparden, die wir aber leider nur aus der Ferne sahen. Wir übernachteten abermals in einem Camp mitten im Park, was zur Folge hatten, dass wir unsere Nudeln quasi neben einigen Elefanten kochten, die ihrerseits vom Baum fraßen. Das war ziemlich beeindruckend.







Nach Besuch des Deltas ging es wieder nach Maun, wo wir die letzten zwei Tage in einem Camp verbrachten, dass zu einem Hotel gehörte, wir konnten also den Hotelpool benutzen. Ich zog mir dann im Irrglauben, auch ein bisschen braun zu werden, einen fetten Sonnenbrand zu. Mein sich immernoch pellender Bauch sagt mir, dass ich nächstes Mal Sonnencreme verwenden sollte. 
Danach ging es dann wieder zurück, eigentlich hatten wir 2 oder 3 Tage für die Rückfahrt eingeplant, fuhren die 1300 km dann doch in einem durch. Der Rückweg führte durch die Kalahari, wir waren fast alleine auf der Straße. (Mal wieder abgesehen von den Tieren, an die wir uns inzwischen schon gewöhnt hatten).

Straußen sahen wir oft am Straßenrand
Es war generell ein Urlaub, bei dem wir sehr viel im Auto fuhren (insgesamt über 4000 km), es war aber sehr interessant, so lange nichts, bis auf Einöde zu sehen, man kriegt einen Eindruck von der Größe Afrikas. Ein toller Urlaub. 

Ein Sonnenuntergang in Afrika
Das Rot ist in Wirklichkeit noch deutlich intensiver, nicht zu vergleichen mit einem Sonnenuntergang in Deutschland


Dienstag, 27. September 2011

Nach guten drei Wochen, die ich nun schon in Südafrika lebe, kann ich nun endlich meinen Blog online stellen. Am 05.09. bin ich über Istanbul nach Johannesburg geflogen. Trotz meines fast verpassten Anschlussfluges und meines in Istanbul gebliebenen Gepäcks, bin ich glücklich in Johannesburg angekommen. Von dort wurde ich zusammen mit Anna, einer anderen Freiwilligen, die ich auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt habe und die im selben Flieger saß, abgeholt und nach Benoni gefahren.
Nach diesen drei Wochen bin ich zwar noch nicht voll ins Projekt eingespannt, aber meine Aufgaben mehren sich und ich lerne das Projekt von Tag zu Tag besser kennen, von daher nun ein erster Einblick in die Einrichtung im Allgemeinen und meine Tätigkeit im Speziellen.

Kids Haven ist ein Projekt für Straßenkinder oder Kinder aus problematischen familiären Hintergründen aus Benoni und Johannesburg. Die Kinder werden entweder durch Angehörige vermittelt, oder direkt von der Straße „aufgesammelt“
Kids Haven ist in zwei Haupteinrichtungen untergliedert: Die erste Einrichtung ist das „Centre“ oder „Shelter“, zentral in Benoni gelegen. Das Centre dient als Erstanlaufstelle für die Neuankömmlinge. Im Centre leben derzeit etwa 100 Kinder im Alter von 6 bis 18. Hier haben sie einen Schlafplatz und kriegen Essen, außerdem erhalten sie in der sogenannten „bridging school“ Grundwissen in den Fächern Mathematik, Englisch und Zulu (die meistgesprochene Sprache in der südafrikanischen Provinz Gauteng). Die bridging school dient, wie der Name andeutet, als Brücke, damit die Kinder die Möglichkeit kriegen, nachher auf eine staatliche Schule zu gehen. Die meisten Kinder im Centre waren vorher noch nicht auf einer Schule, ihnen fehlt also grundsätzliches Wissen.

Das Hauptgebäude des Centres
Die zweite Einrichtung ist das „Village“. Die Centre-Kinder, die sich an die Regeln halten und den Schritt auf eine staatliche Schule schaffen, werden in das ca. 3 km entfernte Village versetzt. Das Village besteht aus 6 Häusern, in denen jeweils ca. 15 Kinder gleichen Geschlechts und ähnlichen Alters zusammen mit einer „Mum“ bzw. Einem „Uncle“ untergebracht sind. Die Kinder werden morgens vom Transport abgeholt und zu ihren jeweiligen Schulen gefahren. Mittags werden sie dann zurück ins Village gebracht. Nachmittags werden die Hausaufgaben gemacht und es wird draußen gespielt, um 18.30h wird gemeinsam im Haus Abendbrot gegessen.

Das Haus "Sugarbush" in dem auch ich untergebracht bin

Die Mitte des Villages, ringsherum befinden sich die Häuser

Das Haus "Starlight", gegenüber von "Sugarbush"


Wir Freiwilligen sind auch im Village untergebracht, Benedikt (ein Freiwilliger, der einen Monat vor mir ankam) und ich teilen uns ein Zimmer im Haus „Sugarbush“, in dem Jungs von 6 – 14 untergebracht sind. Wir Freiwilligen fahren um acht Uhr mit einem Transport vom Village zum Centre, wo jeder den ihm oder ihr zugeteilten Aufgaben nachgeht. Nach dem Mittagessen im Centre um 13.30h, fahren wir wieder zurück ins Village. Dort können wir dann bei den Hausaufgaben helfen, mit den Kindern spielen, oder unserem Nachmittagsprogramm nachgehen. Das Abendessen nehmen wir Freiwilligen dann im jeweiligen Haus gemeinsam mit den Kindern und der Mum bzw. dem Uncle ein.

Nach vielem hin und her werde ich nun eine kleine Klasse, anfänglich nur 2 Schüler, in den Fächer Englisch und Mathematik unterrichten. Der Unterricht dient dazu, den Kindern absolute Grundlagen (Niveau einer deutschen ersten oder zweiten Klasse) zu vermitteln. Außerdem bin ich Mitglied des „life skills“-Teams. Life skills wird vormittags und nachmittags angeboten. In diesem Fach werden zentrale Fragen des Lebens mit den Jugendlichen besprochen. Die Botschaft, die an die Jugendlichen vermittelt werden soll, lässt sich unter „macht etwas aus eurem Leben“ zusammenfassen. Die Jugendlichen werden motiviert, die Angebote von Kids Haven wahrzunehmen, über ihre Probleme zu reden und Eigeninitiative zu zeigen. Während dieses Unterrichts zeigt sich sehr genau, wer verstanden hat, was für eine Chance ihm durch Kids Haven geboten wird und wer nicht. In dieser Klasse sind besonders schwere Fälle vertreten, zwar weiß ich immer noch nicht viel über die Hintergründe der jeweiligen Kinder, aber viele sind sehr verhaltensauffällig. In dieser Klasse gibt es zum Beispiel einen Jungen, der sich ununterbrochen die Nase reibt oder seine eigene Hand anstarrt. Er ist ein typisches Beispiel für die enormen, durch Klebstoffschnüffeln ausgelösten Hirnschäden. Ich hoffe, ich werde irgendwann einmal Akteneinsicht kriegen, um mehr über die Kinder und Jugendlichen zu erfahren. Mein Zugang zu ihnen  wird aber generell von Tag zu Tag besser.
Außerdem haben Anna und ich angefangen, Kampfsportunterricht zu geben. Die Idee kam uns auf dem Vorbereitungsseminar, da wir beide früher Kampfsport gemacht haben. Natürlich war es nicht ganz leicht, das ganze bei der Projektleitung durchzubringen, da die Angst, die Kinder könnten den Sport missbrauchen, nicht unbegründet ist. Aber Uncle Pet (zuständig für den Sport) fand die Idee gut und hat ein gutes Wort für Anna und mich eingelegt. Nun leiten wir eine Gruppe von 8 – 10 Kindern bzw. Jugendlichen aus dem Centre. Diese wurden vorher sorgfältig ausgewählt, um das Missbrauchsrisiko zu minimieren.
Ende dieser Woche beginnen die Ferien und für uns Freiwillige der Urlaub, danach geht es dann für mich wirklich los und ich werde meine Klasse unterrichten.
Morgen möchte ich nach Möglichkeit noch einige Bilder von Johannesburg und von Daveyton, einem Township in der Nähe von Benoni hochladen.