Mittwoch, 19. Oktober 2011

Eindrücke der vergangenen 6 Wochen

Ich wollte an dieser Stelle mal unsortiert einige Eindrücke von Südafrika, die ich in den letzten 6 Wochen gesammelt habe, wiedergeben. Das bezieht sich jetzt nicht auf das Projekt, sondern generell auf Südafrika.
Der Kulturschock war für mich nicht so krass wie erwartet. Die ersten Tage waren natürlich ungewohnt und voll von Neuem, aber ein Alltagsgefühl hat sich bei mir recht schnell eingestellt. Ich fange mal mit dem Thema „südafrikanische Mentalilät“ an: Das Wort „chillen“ trifft hier recht gut zu. Man hat einfach Zeit. Deswegen sind Uhrzeiten hier auch nicht wirklich aussagekräftig, wenn man sich um 12 Uhr verabredet, trifft man sich bestefalls um 1. Ich musste sehr lachen, als ich hier zum ersten Mal das Wort „now-now“ gehört habe. Da hier allen bewusst ist, „dass das Wort „now“ auch heißen kann, „in einer halben Stunde“, gibt es eben now-now, also „wirklich JETZT“.
Ansonsten sind die meisten Menschen hier sehr freundlich und offen, man kann eigentlich mit jedem, den man so trifft, einfach ein Gespräch anfangen. Sobald man jemanden mehr als 2 Sekunden in die Augen blickt, grüßt man sich mit „how are you?“ bzw. „gunjani?“ (Zulu). Das ist anfangs ungewohnt, gerade wenn man aus Deutschland kommt, aber ich nehme es als sehr positiv war.
Südafrika ist multikulturell, Schwarze bilden die größte Bevölkerungsgruppe, danach kommen Inder. Stark unterschieden wird zwischen Weißen und Afrikaans-sprechenden. Die Multikulturalität ist natürlich bereichernd, aber auch problematisch, da die Bevölkerungsgruppen oft mehr oder weniger für sich leben und es untereinander einige Vorurteile und Konflikte gibt.
Ansonsten mal zum Straßenbild: Auffällig sind die Straßenverkäufer, die an jeder Ecke sitzen und eigentlich alles dasselbe verkaufen: Man kriegt dort südafrikanisches finger-food, komische stark gewürzte Maisflips oder so, ansonsten fat cakes (frittierter Teig, billig und sättigend), Obst und Gemüse und Zigaretten. Es gibt aber natürlich auch Händler mit anderen Waren, oben genanntes findet man aber so ziemlich überall. Die Straßen sind hier ziemlich dreckig, ich glaube die Mülleimer stehen hier eher Alibi-mäßig rum, da man seinen Müll eigentlich irgendwo hinwirft.
Der Verkehr hier ist ein Abenteuer. Das Straßenbild ist geprägt von den Minibussen, dem öffentlichen Verkehrssystem Südafrikas. Minibusse bieten Platz für ca. 12 Personen und fahren nach einem für Deutsche undurchsichtigem System kreuz und quer durch die Stadt. Man muss sich sehr gut auskennen, um wirklich durchzublicken. Per Handzeichen hält man einen solchen Bus an und kann mitfahren. Man zahlt grundsätzlich 10 Rand, also ca. 1 Euro pro Fahrt, egal wie lange man fährt. Die Taxis sind der Grund für das ständige, nervtötende Gehupe, das man die ganze Zeit hört, es dient als Zeichen, dass noch Platz im Auto ist. Die Minibusse sind die Hauptursache für die vielen Unfälle hier, da die meisten Fahrer ziemlich unvorsichtig fahren (sie wechseln manchmal ohne zu blinken die Spur...). Es gibt hier sehr viele Polizeikontrollen, da viel ohne Führerschein oder mit verkehrsuntauglichen Autos gefahren wird. Es gibt hier sehr viele Verkehrstote und bei den Unfällen sind meist die Minibusse im Spiel.
In Benoni fühle ich mich sehr wohl. Anders als ich in Deutschland dachte, kann ich mich hier sehr frei bewegen, alleine durch die Stadt laufen etc. Es gibt hier zwar nur wenige Weiße, aber man wird nicht komisch angeschaut oder so. Das ist schon anders in Daveyton, einem zu Benoni gehörenden Township. Dort war ich nun schon zwei Mal, beim ersten Mal war es schon eine krasse Erfahrung, ich kannte Wellblechhütten ja nur von Bildern. Hier guckten uns alle an, die meisten haben sich aber sehr gefreut, es kommen selten Weiße in ein Township.
Auch in Johannesburg war ich nun schon einige Male. Die Stadt gefällt mir sehr, sie hat ihren eigenen Flair. Die Stadt entstand ja während des Goldrauschs in Südafrika, daher ist sie sozusagen über Nacht gebaut worden, was man an der nicht gerade schönen Architektur sieht. Aber mir gefällt das Rauhe sehr und bei Nacht von der Stadtautobahn aus die Skyline zu sehen, ist immer wieder faszinierend. 

Freitag, 14. Oktober 2011

Urlaub in Botswana und Simbabwe

Am Montag, den 10.10., sind wir vier Freiwilligen (Anna, Laura, Benedikt und ich) spätabends von unseren 12 Tagen Urlaub zurückgekommen. Geplant wurde vorher nicht viel, wir hatten eine ungefähre Reiseroute, nämlich quer durch Botswana mit einem Abstecher nach Simbabwe, um die Victoria Falls zu besichtigen. So ging es dann im vollgeladenen Golf auf nach Gaborone. Das Passieren der Grenze war kein Problem, auf der botswanischen Seite begann sich dann die Umgebung allmählich zu ändern. Die Landschaften sahen ausgedehnter  aus, alles war ländlicher. Und Autos waren nicht länger die einzigen Verkehrsteilnehmer, Eselkarren, Kuh- und Ziegenherden prägten das Straßenbild.

Wer hat hier Vorfahrt?
Kurz vor Gaborone checkten wir dann, nach vielem hin und her, in einem Naturreservat mit Campsite ein. Den Hinweis, dass unser Golf für die Straßen ungeeignet sei, erhielten wir zu spät. Die Straßen waren für Wägen mit Allradantrieb ausgelegt. Trotzdem war es sehr schön im Reservat, wir sahen Zebras, Giraffen, Antilopen, Affen etc.



Die Campsite war auch mitten in der Natur, nicht großartig abgegrenzt vom restlichen Reservat. Das zeigte sich dann besonders am nächsten Morgen, als ich aufwachte, weil in Pavian auf unser Zelt sprang.

Geweihe eignen sich auch als Kochutensilien
Weiter ging es dann in Richtung Victoria Falls. Geplant war eigentlich eine Route durch Simbabwe, allerdings rieten uns einige Polizisten (in ganz Botswana scheint die Maul- und Klauenseuche sehr verbreitet, von daher kommt man ständig in Polizeikontrollen), mit denen wir uns zufällig unterhielten, drigend davon ab. Der ganze Staat Simbabwe sie „completely fucked-up“, alles sei korrupt bis ins Mark, und als Weißer würde man von der Polizei quasi ausgeraubt. Ähnliches erfuhren wir später auch von anderen Leuten. So fuhren wir dann auf botswanischer Seite. Wir schafften es nicht mehr, eine Stadt mit Campsite zu erreichen, mussten uns also etwas anderes zum Zelten suchen. So fuhren wir dann von der Straße ab, als wir einen kleinen Hof sahen, um die Besitzer zu fragen, ob wir dort übernachten können. Dort lebten nur zwei alte Frauen, die kein Englisch sprachen und drei in irgendeiner Weise mit ihnen verwandte Kinder, die zur Schule gingen und Übersetzer für uns spielten. Der Hof bestand aus einer umzäuten Hütte, einem Feuerplatz und einem Schlafplatz für die Kinder, die draußen schliefen, die Hütte war nämlich nur für die Frauen. Ringsherum liefen Ziegen, Hunde, Hühner und ein Esel. Elektrizität gab es nicht und das Wasser wurde vom Brunnen geholt. Wir kochten dann auf unserem Campingkocher Reis mit Dosencurry für uns alle, außerdem wurden meine Zigartten mit sehr viel Freude aufgenommen. Es wirkte alles ein wenig surreal, war aber schön. 



Am nächsten Tag ging es weiter zu den Vic Falls. Die Strecke dahin war schon toll, fast kein Auto zu sehen, dafür aber immer mal wieder ein Elefant oder ein Strauß.

Dieses Verkehrszeichen...

...bewahrheitete sich noch!
 Die Simbabwische Grenze war schon anstrengender, aber auch kein größeres Problem. Wir mussten jeder 30 US-Dollar für unser Visum zahlen, auch für das Auto eine recht teure Versicherung, die sich zum großen Teil aus irgendeiner „Umwelt-Schutz-Steuer“ bestand, reine Abzocke.

Sehr einladend
typisch für Simbabwe: die Meerkätzchen (verantwortlich für viele Taschendiebstähle)
Der Ort Victoria Falls war sehr touristisch geprägt und dementsprechend auch sehr teuer. Wir checkten dann in einem Backpacker ein, um dann am nächsten Morgen die Victoria Falls zu sehen. Es war wirklich beeindruckend, die Wassermassen in die Tiefe stürzen zu sehen und zu wissen, dass dies schon seit Jahrtausenden Tag für Tag, Sekunde für Sekunde passierte. Außerdem war die angrenzende Natur vom spritzenden Wasser geprägt, es sah teilweise aus wie im Urwald. Es war wirklich sehr schön, außerdem war man sehr frei, was die Distanz zu den Felsen anging, es gab nämlich einen sogenannten „danger point“, an dem es keine Begrenzung gab, man stand also direkt an der Schlucht. So etwas wäre in Deutschland undenkbar gewesen.






Abends unterhielten wir uns dann mit einigen Leuten im Backpacker. Wir unterhielten uns mit einigen darüber, wie denn die politische Situation im Land sei und ob eine Revulotion wie in Nordafrika denn ausgeschlossen sei. Die meisten waren dieser Meinung, wirklich geregelten Widerstand gegen das Regime Mugabes gebe es auch nicht. Außerdem wisse keiner, was nach Mugabe passieren solle. Ein Ranger, den wir später in Maun kennenlernten, war optimistischer und meinte, nach dem Tod Mugabes würde alles recht schnell gehen, die Generäle würden fliehen, es würde einige Monate heftigsten Bürgerkrieg geben, dann würde sich aber ein besseres System etablieren. Der Weg zur Demokratie sei aber noch ein weiter. Außerdem lernten wir ein junges Pärchen aus der Schweiz kennen, das vor 8 Monaten mit ihrem Land Rover den Landweg nach Afrika angetreten sind und von Land zu Land fahren. Sehr interessante Leute, mit denen wir uns über den Unterschied der afrikanischen und der europäischen bzw. westlichen Mentalität unterhielten.
Nach diesem Trip ging es dann wieder nach Botswana. Auch diesmal eine kaum befahrene, fast nur geradeaus führende Straße, die ich dann für meine erste inoffizielle Fahrstunde nutzte. Und wer sonst kann schon von sich behaupten, beim ersten Mal Autofahren seien ihm Zebras, Giraffen, Strauße und Ziegen über die Straße gelaufen?

typische Straße in Botswana
In Botswana besichtigten wir zuerst die Salzwüste, dann wollten wir weiter zum Okanvango Delta. Das ganze verzögerte sich um einen Tag, da es beim mieten des Autos mit Allradantrieb Probleme gab, da die zuständige Frau nicht wirklich kompetent war. Am nächsten Tag ging es dann wirklich ins Delta und es war unglaublich schön, wir sahen sehr viele Tiere. Besonders beeindrucken waren die Hippos in ihrem Wasserloch, eine Horde Elefanten und die zwei Geparden, die wir aber leider nur aus der Ferne sahen. Wir übernachteten abermals in einem Camp mitten im Park, was zur Folge hatten, dass wir unsere Nudeln quasi neben einigen Elefanten kochten, die ihrerseits vom Baum fraßen. Das war ziemlich beeindruckend.







Nach Besuch des Deltas ging es wieder nach Maun, wo wir die letzten zwei Tage in einem Camp verbrachten, dass zu einem Hotel gehörte, wir konnten also den Hotelpool benutzen. Ich zog mir dann im Irrglauben, auch ein bisschen braun zu werden, einen fetten Sonnenbrand zu. Mein sich immernoch pellender Bauch sagt mir, dass ich nächstes Mal Sonnencreme verwenden sollte. 
Danach ging es dann wieder zurück, eigentlich hatten wir 2 oder 3 Tage für die Rückfahrt eingeplant, fuhren die 1300 km dann doch in einem durch. Der Rückweg führte durch die Kalahari, wir waren fast alleine auf der Straße. (Mal wieder abgesehen von den Tieren, an die wir uns inzwischen schon gewöhnt hatten).

Straußen sahen wir oft am Straßenrand
Es war generell ein Urlaub, bei dem wir sehr viel im Auto fuhren (insgesamt über 4000 km), es war aber sehr interessant, so lange nichts, bis auf Einöde zu sehen, man kriegt einen Eindruck von der Größe Afrikas. Ein toller Urlaub. 

Ein Sonnenuntergang in Afrika
Das Rot ist in Wirklichkeit noch deutlich intensiver, nicht zu vergleichen mit einem Sonnenuntergang in Deutschland