Ich wollte an dieser Stelle mal unsortiert einige Eindrücke von Südafrika, die ich in den letzten 6 Wochen gesammelt habe, wiedergeben. Das bezieht sich jetzt nicht auf das Projekt, sondern generell auf Südafrika.
Der Kulturschock war für mich nicht so krass wie erwartet. Die ersten Tage waren natürlich ungewohnt und voll von Neuem, aber ein Alltagsgefühl hat sich bei mir recht schnell eingestellt. Ich fange mal mit dem Thema „südafrikanische Mentalilät“ an: Das Wort „chillen“ trifft hier recht gut zu. Man hat einfach Zeit. Deswegen sind Uhrzeiten hier auch nicht wirklich aussagekräftig, wenn man sich um 12 Uhr verabredet, trifft man sich bestefalls um 1. Ich musste sehr lachen, als ich hier zum ersten Mal das Wort „now-now“ gehört habe. Da hier allen bewusst ist, „dass das Wort „now“ auch heißen kann, „in einer halben Stunde“, gibt es eben now-now, also „wirklich JETZT“.
Ansonsten sind die meisten Menschen hier sehr freundlich und offen, man kann eigentlich mit jedem, den man so trifft, einfach ein Gespräch anfangen. Sobald man jemanden mehr als 2 Sekunden in die Augen blickt, grüßt man sich mit „how are you?“ bzw. „gunjani?“ (Zulu). Das ist anfangs ungewohnt, gerade wenn man aus Deutschland kommt, aber ich nehme es als sehr positiv war.
Südafrika ist multikulturell, Schwarze bilden die größte Bevölkerungsgruppe, danach kommen Inder. Stark unterschieden wird zwischen Weißen und Afrikaans-sprechenden. Die Multikulturalität ist natürlich bereichernd, aber auch problematisch, da die Bevölkerungsgruppen oft mehr oder weniger für sich leben und es untereinander einige Vorurteile und Konflikte gibt.
Ansonsten mal zum Straßenbild: Auffällig sind die Straßenverkäufer, die an jeder Ecke sitzen und eigentlich alles dasselbe verkaufen: Man kriegt dort südafrikanisches finger-food, komische stark gewürzte Maisflips oder so, ansonsten fat cakes (frittierter Teig, billig und sättigend), Obst und Gemüse und Zigaretten. Es gibt aber natürlich auch Händler mit anderen Waren, oben genanntes findet man aber so ziemlich überall. Die Straßen sind hier ziemlich dreckig, ich glaube die Mülleimer stehen hier eher Alibi-mäßig rum, da man seinen Müll eigentlich irgendwo hinwirft.
Der Verkehr hier ist ein Abenteuer. Das Straßenbild ist geprägt von den Minibussen, dem öffentlichen Verkehrssystem Südafrikas. Minibusse bieten Platz für ca. 12 Personen und fahren nach einem für Deutsche undurchsichtigem System kreuz und quer durch die Stadt. Man muss sich sehr gut auskennen, um wirklich durchzublicken. Per Handzeichen hält man einen solchen Bus an und kann mitfahren. Man zahlt grundsätzlich 10 Rand, also ca. 1 Euro pro Fahrt, egal wie lange man fährt. Die Taxis sind der Grund für das ständige, nervtötende Gehupe, das man die ganze Zeit hört, es dient als Zeichen, dass noch Platz im Auto ist. Die Minibusse sind die Hauptursache für die vielen Unfälle hier, da die meisten Fahrer ziemlich unvorsichtig fahren (sie wechseln manchmal ohne zu blinken die Spur...). Es gibt hier sehr viele Polizeikontrollen, da viel ohne Führerschein oder mit verkehrsuntauglichen Autos gefahren wird. Es gibt hier sehr viele Verkehrstote und bei den Unfällen sind meist die Minibusse im Spiel.
In Benoni fühle ich mich sehr wohl. Anders als ich in Deutschland dachte, kann ich mich hier sehr frei bewegen, alleine durch die Stadt laufen etc. Es gibt hier zwar nur wenige Weiße, aber man wird nicht komisch angeschaut oder so. Das ist schon anders in Daveyton, einem zu Benoni gehörenden Township. Dort war ich nun schon zwei Mal, beim ersten Mal war es schon eine krasse Erfahrung, ich kannte Wellblechhütten ja nur von Bildern. Hier guckten uns alle an, die meisten haben sich aber sehr gefreut, es kommen selten Weiße in ein Township.
Auch in Johannesburg war ich nun schon einige Male. Die Stadt gefällt mir sehr, sie hat ihren eigenen Flair. Die Stadt entstand ja während des Goldrauschs in Südafrika, daher ist sie sozusagen über Nacht gebaut worden, was man an der nicht gerade schönen Architektur sieht. Aber mir gefällt das Rauhe sehr und bei Nacht von der Stadtautobahn aus die Skyline zu sehen, ist immer wieder faszinierend.